Prag für Fotografen mit Stefan Seip

 Vor der eigentlichen Fotoreise nach Prag geht es für uns nach Meißen und Dresden. Meißen war schon lange ein Punkt auf meiner Wunschliste. In Dresden und Prag war ich schon einmal in den 90er Jahren, aber meine Erinnerungen an die Städte sind sehr minimal und sollen nun wieder aufgefrischt werden.

 

Ein besonderes Highlight erwartet uns in Prag, denn genau in der Woche vom 11. bis 14.10. findet das Prager Lichterfest statt, welches die gesamte Stadt in ein Licht und Schatten hüllt und sie so zu einem besonderen Gesamtkunstwerk verwandelt.

Tag 1

Mit dem Zug ging es über Dresden nach Meißen. Durch frühzeitiges buchen haben wir den Sparpreis 1. Klasse noch bekommen und ließen es uns während der Fahrt gut gehen. Faszinierend fand ich, dass es doch zunehmend mehr hochdeutsch-sprechende Menschen im Osten gibt. Das richtige "Sächsisch" ist nur noch selten zu hören. Eher noch eine ganz schwache Form davon.

 

Um 15.13 sind wir in Meißen angekommen. Unser erster Weg führte uns in unser Hotel, welches ca. 2 Km vom Bahnhof entfernt liegt.  Das Hotel ist, genauso wie das Zimmer, recht klein. Hat aber alles was man braucht und ist sauber.

Nachdem wir uns kurz im Hotel frisch gemacht hatten, ging es auch schon los zu unserer ersten Entdeckungstour durch MeißenDie Innenstadt ist sehr übersichtlich und der Stadtplan sieht größer aus, als die Stadt wirklich ist.  Dank eines sehr netten Mannes - welcher Stadtführer hier in Meißen ist -  haben wir wirkliche Schätzchen im Bereich des Marktes entdecken können.

 

Um kurz vor 19 Uhr waren wir wieder im Hotel und haben uns frisch gemacht, um ein doch sehr übersichtliches Abendbuffet genießen zu dürfen. Das Essen war gut bürgerlich - keine Besonderheiten. Geschmacklich ist es definitiv ausbaufähig, aber wir sind satt geworden. Wir sind gespannt wie morgen das Frühstück sein wird. 

 


Tag 2

Gestartet sind wir in den zweiten Tag Meißen mit einem sehr leckeren Frühstücksbuffet. Anschließend sind wir zu Fuß durch die Altstadt geschlendert und haben den 33 m hohen Burgberg erklommen, auf dem sich der Meißener Dom und die Albrechtsburg befinden. Beide Gebäude haben wir uns am Vormittag angeschaut. Im Dom kamen wir in den Genuss eines Probekonzertes des Kantors. Bei der Albrechtsburg - dem ältesten Schloss Deutschlands - kam mir mal wieder die Frage auf, wozu braucht man so viele Zimmer???

Direkt am Burgberg befindet sich auch die Kirche St. Afra. Diese war ein absolutes Muss für mich. Wuffige Grüße an meine Kleine zu Hause ;)

Am frühen Nachmittag ging es dann wieder bergab und durch die Altstadt zum Erlebniswelt Haus Meissen. Hier wurde uns erklärt, woraus Porzellan besteht und wie es hergestellt wird. Anschließend konnte wir einzelnen Arbeitern dabei zu sehen, wie aus einem Klumpen Porzellanton eine verzierte Tasse und aus einfachen Tellern wundervoll bemalte Schätze wurden. Es war höchst interessant und erklärt auch - da jeder Schritt Handarbeit ist - warum man für eine kleine Tasse mit Untersetzer knapp 200 € zahlt.

Zum Abschluss des Tages sind wir noch in das Stadtmuseum gegangen und haben einige Informationen zur Stadt und der Lebensweise in dieser Region erhalten.


Tag 3

Heute hieß es früh aufstehen, denn um 08:37 fuhr bereits unser Bus Richtung Meißener Bahnhof los. Von wo wir mit der S1 zum Haupbahnhof Dresden fuhren. Um 09:30 waren wir angekommen. Unser Hotel liegt direkt am Hauptbahnhof, so dass wir in wenigen Minuten dort waren. Wir hatten einen Frühcheck Inn gebucht, wodurch wir auch sogleich unser Zimmer beziehen konnten. Nur kurz die Sachen beiseitegelegt und schon ging es auch schon los zu unserer zweiten Stadtbesichtigung. Mit der Tram fuhren wir zum Zwinger. Hier schlenderten wir im Hof und beobachteten die vielen Asiaten, welche einen Wettstreit über möglichst unnatürliche Posen ausfochten. Anschließend gingen wir in das Residenzschloss mit dem historischen grünen Gewölbe. Um 14.15 hatten wir eine Führung in der Semper Oper. Den Skyview Tower, welchen wir eigentlich nun besteigen wollten, ließen wir aber außenvor, da das Wetter sich verschlechtert hat und so kein schöner Blick über die Stadt mehr gegeben war – falsche Kalkulation und falsche Wettervorhersage ☹. Nun führte unser Weg uns über die Augustbrücke zum goldenen Reiter und über die Brühlsche Terrasse zur Frauenkirche. Da gerade ein Konzert in ihr stattfand, konnten wir nicht gleich rein. Die Zeit nutzten wir, um uns etwas auszuruhen und zu stärken. Um 19.30 durften wir nun endlich die Lirche von innen besichtigen. 

Jetzt sind wir ziemlich müde und geschafft und freuen uns auf morgen.


Tag 4

Nach einem wirklich guten Frühstück stiegen wir in den Eurocity nach Prag zu unserer eigentlichen Reise. Der Zug war überfüllt, da ein Zug vorher ausgefallen war. Zum Glück hatten wir eine Sitzplatzreservierung - die leider in einem 6er Abteil war. Somit war die Fahrt doch eher unbequem und beengt. Um kurz vor 16 Uhr sind wir dann in Prag angekommen und konnten gleich unser Zimmer beziehen - Hotel (Falkensteiner Maria) liegt wieder gegenüber des Hauptbahnhofs. Eine halbe Stunde später haben wir unsere Gruppe, Stefan Seip und Maciej (gespr. Matche) Kuffel (unseren Reiseleiter) getroffen. Stefan kenne ich bereits von vergangenen Fotoreisen nach Island und Teneriffa. Seine Bilder bestehen aus Landschaftsfotografie, kunstvollen Schwarzweißaufnahmen und Astrofotografie und brachten ihm ein weltweites Renommee ein. 

Wir gingen gleich in "medias res". Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und einem Willkommensgetränk (tschechischer Weißwein), erfuhren wir in unserem ersten Vortrag (1,5 Std.) den Unterschied zwischen "Knipsen" und "Photographieren".Dabei ging Stefan auf die technischen Grundlagen, wie Blende, Belich-tung und ISO ein. 

Um 19 Uhr gab es unser gemeinsames Willkom-menabendessen - sehr lecker.


Tag 5

Nach einem sehr umfangreichen Frühstück trafen wir uns alle um 9 Uhr im Foyer, um uns auf den Weg mit der U-Bahn ins jüdische Viertel zu machen. Hier besichtigten wir drei Synagogen, welche zum Teil zu Museen umfunktioniert wurden und einen Friedhof. Besonders beeindruckend fand ich die Pinkasova-Synagoge und die Spanische Synagoge. In der Pinkasova sind alle Wände mit den Namen, Geburtstag, Sterbeort und -datum der getöteten Juden im 2. WK,  aus Tschechien beschrieben. Diese Beschriftung zieht sich über zwei Stockwerke und mehrere Zimmer. Diese Masse an Namen ist einfach nur erschreckend. 

Die Spanische Synagoge erinnert durch ihre Farbgebung und Ornamente an die Alhambra in Cordoba.

Das gesamte jüdische Viertel besteht aus Jugendstil-Häusern, welche noch im Original erhalten geblieben sind - Prag wurde im 2. WK. nicht zerstört. 

Auffällig war, dass wirklich sehr viele Schulgruppen unterwegs waren. In jeder Ecke entdeckte man Schülergruppen, die aus den verschiedenen Teilen Deutschlands stammen.

 

Nach einer Mittagspause, um die strapazierten Füße - lange gehen auf Kopfsteinpflaster - auszuruhen, ging es in die Altstadt. Hier machten wir Stopp an einem Jugendstil-Haus, um das wunderschöne Treppenhaus zu fotografieren. Anschließend erkundeten wir den riesigen Marktplatz und erklommen den Rathausturm (per Lift ;) ). Stefan gab uns Tipps zum Thema Licht und Linien. 

Abschließend schlenderten wir zur Karlsbrücke, welche um die späte Nachmittagszeit rappel pappel voll war - vor lauter Menschen war keine Brücke zu erkennen. Nach diesem Programmpunkt ging es dann per Straßenbahn wieder zurück zum Hotel.


Tag 6

Der Tag begann heute sehr früh. Um 5:30 Uhr ging es los zur Karlsbrücke, welche wir kurz darauf erreichten. Hier fotografierten wir die Bücke beim Sonnenaufgang mit ein paar anderen Fotografen. Je näher wir dem Sonnenaufgang kamen, desto voller wurde die Brücke. Um halb 8 ging es zurück ins Hotel und die leichte Kälte in den Gliedern wurde mit heißem Kaffee beim Frühstück weggewärmt.

Um 9 Uhr erfuhren wir von Stefan in einem Vortrag, wie wir die perfekte Bildkomposition erschaffen können. Hier bei sind 11 Fotofallen zu beachten.

Anschließend ging es zu Fuß durch die Neustadt. Immer wieder wurden kleine Stopps eingebaut und Stefan gab uns Tipps das Motiv schön in Szene zu setzen. Da wir alle nach knapp 7 Stunden laufen ziemlich geschafft waren, fuhren wir mit der Straßenbahn zurück zum Hotel.

 


Tag 7

Um 9 Uhr ging es heute per Straßenbahn in das Sarka-Tal, welches ca. 10 Km außerhalb des Zentrums liegt. Nach einer halben Stunde haben wir unser Ziel bei strahlendem Sonnenschein erreicht. Wir wanderten durch Wälder, am Bach entlang und entdeckten verschiedene Felsformationen und Pflanzen.

Der Park wird von den Einheimischen gerne genutzt, um z.B. mit ihren Hunden gassi zu gehen. Überhaupt habe ich festgestellt, dass die Prager Hunde sehr gerne haben. Überall sieht man Hunde mit ihren Haltern spazieren gehen, an jeder Ecke befinden sich Hundestationen (Beutel und Mülleimer) und selbst an einer Baustelle, wo für die Menschen Gucklöcher geschaffen wurden, wurde auch an unsere vierbeinigen Freunde gedacht - wirklich toll. 

Während der Wanderungen wurden kurze Stopps eingelegt, in den uns Stefan praktische Tipps zum Fotografieren gab. Hierbei stand ganz klar im Fokus keine Klischees abzubilden, sondern so wie es auf den ersten Blick nicht zu sehen ist! 

Um 17 Uhr erreichten wir völlig ermüdet unser Hotel. 

Nach einer kleinen Verschnaufpause ging es auch schon wieder los. Frederik und ich fuhren noch einmal nach Josefsstadt (jüdisches Viertel) ins Hard Rock Cafe, um anschließend in der Altstadt dem Lichterfestival  beizuwohnen und die kunstvoll durch Licht in Szene gesetzten Sehenswürdigkeiten zu fotografieren.


Tag 8

Heute ging es wieder Punkt 9 Uhr los. Diesmal mit der Straßenbahn Richtung Burgberg. Hier besuchten wir den Wladislaw-Saal im Königspalast - ein wirklich sehr großer Saal, aber sonst ist m. E. nichts sehenswertes dort zu finden. Von dem angrenzenden Balkon hat man einen schönen Blick über die Moldau und die Altstadt. Die kleine Georgskirche, das sehr enge Goldene Gässchen, die Terrassengärten und die verwinkelten Gassen der Neuen Welt (Novy Svet) gehörten auch noch zum Programm. Das Novy Svet ist ganz anders als der Rest der Stadt - sehr ruhig,  kaum Verkehr und Menschen. 

Nach der Mittagspause besuchten wir dann noch das Loreto-Heiligtum. Ein Kloster mit vielen Monstransen und Reliquien sowie anderen Dingen aus dem katholischen Kirchenleben. 

Nach einer kurzen Pause im Hotel ging es zur blauen Stunde auf die Letnahöhe, wo wir nach und nach sehen konnten, wie die Lichter in der Innenstadt angingen und der Tag langsam zu Ende ging. Diese Erhöhung wird gerne von der jungen einheimischen Bevölkerung genutzt um sich zu treffen, zu chillen und Musik zu hören.


Tag 9

Pünktlich um 9 Uhr startete unser gemeinsamer Tag mit einem Vortag von Stefan zur Bildbearbeitung. Hier lernten wir die verschiedenen Raw-Endungen der einzelnen Kamerahersteller und das allgemeine *DNG Format kennen. Desweiteren wurde uns die Wichtigkeit von schwarzen und weißen Elementen in einem Bild verdeutlicht und das beheben von fallenden Linien demonstriert. Der Fokus stand ganz klar auf der konservativen Bildbearbeitung. Die kommutative - Retuschieren, Fotomontagen, etc. - wurde nur am Rande besprochen, da dies für den Alltag nicht so relevant ist. 

Um 11 Uhr fuhren wir dann auf die Halbinsel Kampa und spazierten durch die Prager Kleinseite mit den zahlreichen barocken Fassaden. Die John-Lennon-Wand, welche sich stetig verändert, da hier Fans seit 30 Jahren Bilder oder Texte hinterlassen. Ein Augenschmaus war der Vrtba-Garten. Er zählt zu den schönsten Barockgärten Europas und auch die Hochzeitspaar nutzen ihn gerne, um ihre Bilder dort machen zu lassen. Nach einem sehr leckeren Mittagessen in einem italienisch-tschechischen Restaurant ging es mit der Zahnradbahn hinauf auf den Petrinberg zum Prager "Eiffelturm" mit seinen 63 m. 

Mit einem Fahrstuhl fuhren wir hinauf zur obersten Aussichtsplattform, von wo uns ein wunderschönen Blick über ganz Prag präsentiert wurde.

Anschließend wurde unten ein Gruppenfoto von Stefan gemacht und es ging per Straßenbahn wieder zurück zum Hotel. 

Nach etwa einer Stunde Freizeit trafen wir uns im Foyer, um gemeinsam auf die andere Moldauseite zu fahren. Hier befand sich direkt an der Karlsbrücke unser Restaurant, indem wir unser Farewell-Dinner genossen. Es gab einen Salat, eine böhmische Krautsuppe bzw. eine Rinderbrühe mit Nudeln, als Hauptgang Zander oder Zwiebelrostbraten mit Kartoffeln und zum Nachtisch einen Palatschinken mit Pflaumenmus und Mohn-Zucker-Topping. Ein wirklich sehr sehr leckeres Essen.

 


Tag 10

Nachdem wir das erstmal wieder ausschlafen konnten, genossen wir ein letztes Mal das gute Frühstück - heute sogar mit einem Gläschen Sekt. Der richtig leckere und saftige Apfelstrudel durfte natürlich auch nicht fehlen.

Anschließend packten wir noch die letzten Sachen ein und Frederik kämpfte mit den Verschlüssen seines Koffers, die einfach nicht zu gehen wollten. Aber nach etwas umpacken, war das Problem gelöst und wir konnten auschecken und in Ruhe zum Bahnhof gehen.

Dort standen wir vor dem Problem, dass kein Gleis angegeben war und auch die Dame in der Info konnte uns nicht weiterhelfen.

 

15 Minuten vor Abfahrt stand das Gleis fest und gefühlt die ganze Bahnhofsvorhalle setzte sich in Bewegung. Am Gleis angekommen, machten wir uns auf die Suche nach unserem Waggon -  diese sind ohne erkennbare Reihenfolge wild aneinandergereiht - die Schaffnerin hat uns dann aber schnell weitergeholfen, so dass wir zügig unsere Plätze - diesmal im Großraumabteil mit Klapptischchen und Fußstütze 👍 - beziehen und unsere beiden doch schweren Koffer über unseren Köpfen verstauen konnten. Leider saßen vor uns eine Männergruppe (Rock 'n' Roller), die sich lautstark vom Bier angeheitert unterhalten hat. Zitat: "Das waren doch nur homöopathische Dosen die 6 Dosen." 😂

Im Zug von Dresden bis Lehrte hatten wir ruhigere Mitreisende, so dass wir uns wirklich entspannen konnten. Um 19.13 erreichten wir Lehrte und waren in wenigen Minuten dann auch zu Hause. 

 

Vielen Dank für's Mitverfolgen und Lesen dieses Bloggs. Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen. 


Kommentare: 1
  • #1

    Frederik (Montag, 15 Oktober 2018 21:15)

    Super Fotos und kein Geknipse ;). Schade, dass der Urlaub nicht länger war.